WG81 – Briefentwurf an Alma Mahler
Berlin, frühestens Sonntag, 9. Oktober 1910

Heute morgen fand
ich heimkehrend Deinen
Brief. Du hast Recht
er erfüllt mich mit
Zorn gegen mich
selbst und ich fühle
wie mich beschämt
durch Dich. Aber bitte
geliebte , zieh
keine falschen Schlüsse
für ein An Deiner
Liebe hatte ich ja
keinen Moment gezweifelt

an dem Tage der Angst machte
mir dann eben nichts Freude
und ich sah überall schwarz

Ich bin dauernd so gespannt
daß ich auf \bei/ jeder T als
müsse irgend etwas un-
erhörtes passieren, bei jedem
Schritt der die Treppe
heraufschallt denke ich
Du könntest es sein.
Ach was wird aus uns
werden; es kann uns
doch nichts trennen?


Apparat

Überlieferung

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Quellenbeschreibung

2 Bl. (2 b. S.) – Notizblock.

Druck

Erstveröffentlichung.

Korrespondenzstellen

Antwort auf AM38 vom 29. September 1910 (Ich habe nie darüber gesprochen – nur heute, wo ich Deine Zeilen lese – in denen Du diesen Schicksalsmoment lobst und in echt anthropomorpher Weise – alles wie es geschehen ist, gut heißt – heute sage ich – wie ich darüber denke): Heute morgen fand ich heimkehrend Deinen Brief. Du hast Recht er erfüllt mich mit Zorn gegen mich selbst und ich fühle wie mich beschämt durch Dich.

Datierung

In WG79 vom 8. Oktober 1910 beklagte WG noch das Ausbleiben von Nachrichten, erhielt dann im Laufe des Tages wahrscheinlich AM39 und verfasste sofort WG80, der sich mit der gemeinsamen Reise nach Paris befasste. AM38, der Brief auf den WG im vorliegenden Entwurf reagierte, wurde zwar am 29. September verfasst, weist jedoch einen späteren Poststempel vom 4. Oktober auf (s. WG82: Wie kam das spätere Absenden des neulichen Briefes? \Donnerstag, abges.[endet] Dienstag/) und wurde zudem am 5. Oktober von WGs alter Adresse in Neubabelsberg nach Berlin-Wilmersdorf weitergeleitet (s. AM38, Beilagen). Der Brief kam wahrscheinlich aufgrund dieser Weiterleitung verspätet an, wie WGs Klage über ein längeres Ausbleiben von Nachrichten in WG80 vom 8. Oktober belegt. Demnach konnte AM38 frühestens am 9. Oktober von WG empfangen worden sein (Heute morgen) und wurde aufgrund des kritischen Tons sicher sofort beantwortet.

Übertragung/Mitarbeit


(Marie Apitz)
(Bettina Schuster)


A

Deinen BriefAM38 vom 29. September 1910 mit Poststempel vom 4. Oktober 1910.